“Nabelschau” beim Rallye-Nachwuchs

Saisonabschluss für Dominik Dinkel

(gpp) – Er ist einer, der unter Beweis stellt, wie sich Gene von Vätern auf Söhne übertragen können, rallyemäßige besonders. Sein Vater Michael war und ist bekannt und gefürchtet für seine kompromisslose Fahrweise, die sich vor allem in schier unschlagbar ´anschlagartigen` Driftwinkeln zementiert und Fans und Fotografen vor Rührung die Tränen in die Tränen trieb und treibt.

Sohn Dominik, der den klassischen Weg von der Pike des Jugendkart-Slaloms auf in den Motorsport ging, und sich über den ADAC-Rallye-Junior-Cup und den Opel-Adam-Cup Jahr für Jahr und peu á peu nach oben gearbeitet hat, zeigt genau die gleiche Angriffslust, Kompromisslosigkeit und Konsequenz seines Vaters im Umgang mit dem technischen Gerät – dem Rallyeauto.

Zum Ausklang der Saison 2015 stellte er dies noch einmal und überaus eilfertig und eindrucksvoll bei der 52. Ausgabe der ADAC-3-Städte-Rallye unter Beweis, als er mit dem 1600´er Opel Adam R2 Wertungsprüfungszeiten sowohl auf den Asphalt, als auch in den Schotter stanzte, die ihn bis unter die Top Five des Gesamtklassements führten. Weit hinein in eine Fahrzeugwelt, die ansonsten von weitaus Hubraum- und PS-stärkeren Fahrzeugen wie Porsche 911, Mitsubishi Lancer EVO oder den sowohl in der Rallye-Welt- als auch in der Rallye-Europameisterschaft eingesetzten Skoda Fabia R 5-Autos. Auf der letzten 3-Städte Prüfung reichte es sogar zu einer viertschnellsten Zeit !

Da stellt sich doch die Frage, zählt dieser Mann überhaupt noch zum Nachwuchs?

Dominik Dinkel in Aktion
Dominik Dinkel in Aktion

Denn das Zuschauen gerät nicht nur zur Freude über den professionellen Umgang mit dem technischen Gerät, es weckt auch Erinnerungen, wie kompromisslos und konsequent große Rallyefahrer agierten und agieren, wenn es gilt, endlose Kilometer und zahllose Kurven zwischen Start und Ziel einer Rallye-Wertungsprüfung sowohl auf dem kürzesten, als auch auf dem schnellsten Weg, zurückzulegen.

Aber der Besuch des unter der Bewerbung des ADAC Nordbayern und mit Sponsorhilfe von Brose-Motorsport agierenden Rossachers beim Rallye-Saison-Höhepunkt der ADAC-3-Städte-Rallye im niederbayerischen Bäderdreieck von Bad Birnbach, Bad Füssing und Bad Griesbach bot auch Gelegenheit, ein wenig hinter die Kulissen erfolgreicher Rallyefahrer zu blicken.

Der Service- und Werkstattwagen wird zusammen mit dem Rallye Opel Adam R 2 von Vater Michael vom nördlichen Oberfranken aus zu den jeweiligen Rallyes gefahren, bei den Veranstaltungen stoßen dann Mutter Petra und Bruder Marcel sowie die Freunde der Familie Ralf Hillmann und Hans-Peter Wollner (ebenfalls Rallyefahrer) zum Team und halten Dominik und seinen Beifahrern die Rücken frei. Eigentlich fährt Dominik Dinkel mit Pirmin Winklhofer (Pocking), ein ebenfalls in die Rallye-Fußstapfen seines Vater Fred tretender Rallye-Beifahrer, der neben dem Rossacher aber noch einen weiteren Fahrer hat, nämlich den ehemaligen, dreifachen Deutschen Rallyemeister (1996, 1998 und 1999) Armin Kremer aus Mecklenburg, der nach längerer Pause wieder in der Rallye-Weltmeisterschaft antritt. Da sich deren vorletzte Veranstaltung in Spanien mit dem Termin der 3-Städte-Rallye überschnitt, engagierte Dinkel kurzfristig den Österreicher Jürgen Heigl, „mit dem ich mich im Auto von Anfang an gut verstand und sofort eine zielorientierte ´Chemie` im Auto herrschte!“

Doch es ist nicht nur damit getan, sich im Rallye-Auto gut zu verstehen, und gemeinsam gute Zeiten zu generieren, nein, auch davor und dahinter, mitunter auch dazwischen, ist der richtige Service wichtig.

Dabei geht´s auch dort nicht hektisch, sondern mit routinierter Ruhe zu: Es werden die Reifen gewechselt, Bremsbeläge geprüft, alle Flüssigkeiten – Öl, Wasser, Benzin – kontrolliert und bei Bedarf nachgefüllt und ansonsten Scheiben geputzt und geschraubte Verbindungen auf evtl. Lockerungen untersucht. Vater Michael, Bruder Marcel, Ralf Hillmann und Hans-Peter Wollner legen sachkundige Hände an, derweil Mutter Petra im kleinen Aufenthaltsraum hinter der Werkstatt auf dem Dinkel-LKW Würstchen wärmt, eine Pasta kocht oder den wißbegierigen Journalisten einen Kaffee anbietet – bevor draußen irgendwer über ein Stromkabel stolpert und eine kurze Finsternis auslöst. Aber auch das bringt niemanden mehr aus der Ruhe.

Dominik und Jürgen beraten sich derweil mit diversen Konkurrenten, stimmen letzte Veränderungen für das zweite Befahren der nächsten Wertungsprüfungen ab, wo kann evtl. noch die eine oder andere Sekunde herausgeholt werden oder geben den soeben mit Kaffee versorgten, wißbegierigen Journalisten bereitwillig Auskunft.

Dominik Dinkel
Dominik Dinkel

Im Hintergrund läuft die große Uhr, denn bis zu einer bestimmten Minute müssen beide den Service verlassen um rechtzeitig an der Ausgans-Zeitkontrolle den Beginn des nächsten Fahrtabschnittes zu stempeln (was beim Ersetzen eines defekten Bremszylinders im Mittagsservice nicht ganz gelang, weswegen dem Oberfranken und dem Österreicher und ihrem Opel Adam R 2 100 (!) Strafsekunden aufgebrummt wurden und man lese und staune, ohne die sie auf den sechsten Gesamtrang (!) gekommen wären; Anm. d. Verf.). Und dann kehrt – trotzdem – auch am Servicezelt von Dominik Dinkel ein wenig mehr Ruhe ein, wenngleich die zweitweise ein wenig ´freien` Mitarbeiter mitunter die Gelegenheit/en nutzen, um zu in der Nähe befindlichen Wertungsprüfungen zu fahren um auch selbst einmal in den Genuss eines Zuschauers zu kommen. „Das geht aber nur selten, weil wir ja immer wieder vor ihnen hier sein, und alles vorbereiten müssen!“

Als Genugtuung reicht meist ein Blick in die Zeitenlisten, um zu sehen wie sich der Junior, der Freund, der Bruder draußen schlägt: „Supertoll!!!“

Und dann ist die ADAC-3-Städte-Rallye 2015 zu Ende: zu Buche schlägt noch einmal ein Podestplatz in der Klasse und der elfte Rang im Gesamtklassement, „wenngleich der Zehnte natürlich auch schon nicht schlecht gewesen wäre, gar nicht zu reden vom Ergebnis ohne Strafsekunden….“ aber Dominik Dinkel zieht insgesamt eine positive Bilanz der Saison 2015, freut sich auf ein paar Wochen mehr an Freizeit und übt sich aber auch schon ´mal an den ersten Vorplanungen für die Saison 2016, „über die ich mich aber noch nicht wirklich auslassen kann und will!“

Gerd Plietsch